Aufnahme 1879

 

Unsere bis dato früheste photographische Aufnahme von Straupitz ist auf das Jahr 1879 datiert. Die Photoplatte war ein Geschenk des Straupitzer Pfarrers Koestler (Pfarrstelle bis Januar 1883) an ein Silberhochzeitspaar.

 

Eine genaue Betrachtung des Photos gibt einige Details preis. Sie zeigt das Magazin/Speicher und den Kirchenbau mit den Obelisken und wurde vom Küchengarten des sogenannten „Neuen Hauses“ her aufgenommen. Aus heutiger Perspektive würde die Villa von rechts das Bild füllen.

 

Das „Neue Haus“ wurde durch die Herrschaftsfamilie im 18. Jahrhundert als Witwensitz errichtet. Es war ein großer geräumiger zweistöckiger Fachwerkbau. Eine Abbildung finden Sie unter „Historische Stätten/Villa“.

 

Im Detail sehen wir das Magazin/Speicher in seiner ursprünglichen Form mit dem blank ausgesteinten Fachwerk, welches nicht abgeputzt war.

 

Interessant ist auch die damalige gebräuchliche Bekleidung der drei Bediensteten.

 

Im rechten Glockenturm hat jemand auf der 1. Turmetage die mittlere hölzerne Schallluke geöffnet und schaut, wahrscheinlich extra für die Aufnahme, heraus. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um den Pfarrer Koestler handelt.

 

Wir bedanken uns bei der Straupitzer Familie, welche uns diese äußerst wertvolle Photoplatte überlassen hat!

Aufnahme um 1881

 

Diese, auf den ersten Blick unspektakuläre Aufnahme ist doch etwas Besonderes. Für den Historiker sind solche Aufnahmen selten, zeigen sie nicht die „berühmten Gebäude“ und „bekannten Landschaften“, sondern eine einfache Szenerie, welche in der damaligen Zeit und den Kosten eigentlich niemand abgelichtet hätte. Ein großes Glück. Aber wir mussten eine geraume Zeit vor dem unscheinbaren Dachbodenfund verbringen, um ihn zuordnen zu können. Die Aufnahme stammt aus den 1880er Jahren, definitiv nach Mai 1881, da Straupitz seinen ersten Fernsprechapparat bekam und die Masten der Fernsprechleitung auf dem Photo schon erkennbar sind.

 

Die Poststelle mit dem Apparat befand sich bei Schumacher Lukas, Ecke Kirch-/Bahnhofstraße, wohin die Leitungen auch führen. Wir befinden uns in der Dorfmitte, der Photograph steht vor dem Mattern`schen Gasthof (erbaut 1877 und später Konsumgaststätte, heute NP-Einkaufsmarkt) auf der Lübbener Straße.

 

Rechts, nur knapp am Fachwerk erkennbar, der Scheunenbau des Grundstücks Smolka (heute die Anlage mit dem Bronzehirsch). Links die ausgefachte Remisenscheune des Gasthofes, diese Scheune stammte noch aus dem 17. Jahrhundert des Vorgängergasthofes, dem sogenannten „Unteren Krug“ und wurde Anfang der 1890er Jahre durch einen Steinbau ersetzt (ehem. SERO-Annahmestelle).

 

Dahinter befindet sich die Einbiegung zur Kastanienallee. Das schmal erkennbare, helle, parallel zur Straße stehende Haus ist das alte Wohnhaus Fam. Philipp. Dahinter der mächtige Scheunengiebel des Bockpfeifenbauers Lehmann „gen. Pippkarosel“ (1903 errichtet dort Kaufmann Schnabel sein Geschäftshaus, heute Fam. Böttcher/Welzel). Dahinter die Giebel der Grundstücke Fam. Prell und Kalina. Ganz im Hintergrund ist schemenhaft das Dach der Schafstallscheune (heute Wohngebäude) der Schäferei erkennbar.

 

Zentral im Photo zeigt sich die Remise des Gasthofs Voigt (später „Zur Linde“) und das linke untere Fenster des Gasthofes.

 

Das kleine dunkle, rechteckige Gebilde am rechten Bildrand ist der Ausguss des hölzernen Pumpbrunnens, welcher dem Photographen in das Objektiv ragt. Der Brunnen gehörte dem Gasthof und war zur Tränke der Tiere und ihren rastenden Fuhrleuten gebaut worden.

 

Man beachte auch das Rinderfuhrwerk und die interessanten Bekleidungen der drei Personen.

 

Ein großer Zufall, dass diese Aufnahme die Zeiten überstanden hat und uns einen seltenen Einblick in den Straupitzer Alltag in den 1880er Jahren gibt.

 

 

 

 

 

Aufnahme um 1885

Photoleihgabe F. Kunze
Photoleihgabe F. Kunze

 

Eine herrliche Aufnahme um 1885 zeigt die Weiß- und Feinbäckerei von Heinrich Piesker in der Kirchstraße, Haus No.73. Damals war das in Stein errichtete Gebäude noch mit einem Krüppelwalmdach versehen und existiert schon auf der Vermessungskarte von 1837. Das Grundstück gehörte der Familie Böttcher, in die Herr Piesker einheiratete. Ab wann im Haus gebacken wurde, ist vorerst nicht genau zu ermitteln, in einer Gebäudeliste des Jahres 1857 finden wir den Eintrag: „Haus No.73 Böttcher, verehelichte Piesker.“ Höchstwahrscheinlich steht sie rechts neben ihrem Mann. Das Photo gibt auch einen sehr interessanten Einblick in das Tragen der Straupitzer Trachten zu dieser Zeit.

 

 

Mitte der 1930er Jahre erwarb Wilhelm Bartlok die Bäckerei. Nach ihm übernahm sein Schwiegersohn Heinz Kunze und danach sein Enkel Fred Kunze den Handwerksbetrieb. Das Feuer im Backofen erlosch am 24. Dezember 1991. Heute ist das Gebäude Wohnhaus der Fam. Schulz. Interessant ist auch der damalige geringe Höhenunterschied des Gebäudes zur Straße.

 

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher