Straupitzer Handelshäuser

 

Handelshaus Schulze

Das nachweisbar älteste ehemalige Handelshaus in Straupitz ist das von Johann Gottlieb Schulze. Gegründet 1857 und höchstwahrscheinlich auch zu dieser Zeit errichtet, passte sich dieser schöne Bau in Farbgebung und Putzgestaltung ganz dem Vorbild der Schinkelkirche an.

 

Schulzes hatten ein eigenes Grundstück mit dem notwendigen Land und Wiesen. Das errichtete Kaufmannshaus, so wie wir es jetzt restauriert als Gasthaus kennen, war damals wie heute ein Schmuckstück für das Dorf. Welches Warenangebot Schulze in den 1850er Jahren führte, ist nicht nachweisbar, aber als um die Jahrhundertwende weitere Handelshäuser in Straupitz errichtet wurden, spezialisierte man sich auf bestimmte Sortimente. Aus alten Unterlagen geht hervor, dass 1927 folgende Erzeugnisse im Angebot waren: Kolonial-, Kurz- und Manufakturwaren, Porzellan, Steingut- und Haushaltsartikel, Zigarren, Zigaretten und Tabak, auch Kautabak, Spreewaldandenken und Ansichtspostkarten  ein für die damalige Zeit beachtliches Sortiment.

 

In den Wirren des Kriegsendes flüchtete die Kaufmannsfamilie mit einem Treck Richtung Westen, kehrte aber schon wenige Kilometer von Straupitz entfernt wieder heim. Herr Schulze wurde noch 1945 von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD abgeholt und verstarb in einem Internierungslager der Besatzungszone.

 

Helmut Klinke (19301998)

 

 

Das Handelshaus Schulze wurde zur Zeit der DDR von der staatlichen Handelsorganisation (HO) mit einem Lebensmittelangebot weiterbetrieben. Es schloss nach der Wendezeit. Heute bewirtet in dem restaurierten Gebäude die Gaststätte „Zur Byttna“ ihre Gäste.

 

 

Handelshaus Junke

 

Der Kaufmann Hermann Junke ist um die Wende zum 20. Jahrhundert aus Vetschau nach Straupitz gezogen. Er kaufte sich eine Baustelle von Herrn Schmidt (Pintsch) und errichtete sein Handelshaus. Früher gab es auf diesem Gelände einen Garten mit einer mächtigen Hecke zur Straße. In seinem Laden handelte Herr Junke mit Lebensmitteln, Kolonial- und Haushaltswaren, Kurzwaren, Tabakwaren, Petroleum, Süßigkeiten und Eisenwaren wie Nägel, Schrauben und Beschläge. Heute befinden sich in dem Hause Wohnungen und eine Arztpraxis.

 

Helmut Klinke (19301998)

 

Ehem. Handelshaus Junke in den 1980er Jahren (Photo E. Zigan).
Ehem. Handelshaus Junke in den 1980er Jahren (Photo E. Zigan).

 

 

Handelshaus Baerow

 

Kaufmann Hermann Baerow, geboren 1869 in Straupitz, erbaute auf dem elterlichen Grundstück das Drogerie-, Farben und Kolonialwarengeschäft und eröffnete es am 1. Oktober 1895.

 

Typisch für die Straupitzer Handelshäuser war die „gebrochene Ecke“. Diese Gebäude waren keine Reihenhäuser sondern Eckhäuser mit je zwei Fluchten zur Straße.

 

Im Jahre 1954 pachtete der KONSUM das Geschäft. Ab 1975 ist die Oberförsterei Straupitz in dem Gebäude untergebracht. Die noch erhaltene Kopfsteinpflasterung vor dem ehemaligen Eingang der „gebrochenen Ecke“ kündet bis heute von den vergangenen Geschäftszeiten dieses Gebäudes.

 

 

 

Handelshaus H. Baerow, 1932.
Handelshaus H. Baerow, 1932.




Handelshaus Schnabel

Um 1915.
Um 1915.


Kaufmann Emil Schnabel zog im Jahre 1902 nach Straupitz und kaufte das Grundstück von Pippkarosel-Lehmann, einem Bockpfeifenbauer. Lehmann hatte ein kleines Haus und eine große, mit dem Giebel zur Bahnhofstraße stehenden Scheune. Die strohgedeckten baufälligen Holzgebäude wurden abgerissen um für das neue Geschäftshaus Baufreiheit zu schaffen.

 

Beim Richten des Hauses stellten die Zimmerleute zu ihrem Schrecken fest, dass ein Teil der Sparren zu kurz war. Da war guter Rat teuer und es musste eine Lösung gefunden werden. Man passte somit die Sparren den vorhandenen Mauern an.

 

Im 1903 erbauten Schnabelschen Hause wurde eine große Palette an Waren angeboten.

Anzeige 1920er Jahre.
Anzeige 1920er Jahre.

Da dieses Haus mit dem Geschäft und der Wohnung von Herrn Schnabel nicht ausgelastet war, wurden einige Räume an die Post vermietet mit Schalterraum, einem Paketlager und später einer modernen Fernsprech-Vermittlungszentrale, von der eine gewaltige Anlage auf dem Dach kündete. Nach dem Auszug der Post in den 1920er Jahren wiederum zur „alten Posthalterei“ bei Lukas, richtete dort die Hauptsparkasse der Niederlausitz ihre Geschäftsräume ein.

 

Helmut Klinke (1930-1998)

 

Nach dem Kriege mietete sich die KONSUM-Genossenschaft und die Sparkasse im Hause ein und betrieb das Lebensmittelgeschäft bis in die Wendezeit.

Heute sind ein Blumen- und Gartenbauunternehmen, Wohnungen und wieder eine Postfiliale in dem Gebäude ansässig.


Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher