Wie wurden eigentlich Wohnhäuser und Stallungen in unserem Ort in den vergangenen Jahrhunderten errichtet, welche Techniken kamen zum Einsatz? Unsere moderne Zeit hat diese Spuren fast schon verschwinden lassen, doch wollen wir sie hier anhand von noch vorhandenen Beispielen und historischem Bildmaterial aufzeigen.
Im Mittelalter waren in unserer Gemarkung nur sehr wenige Gebäude aus Naturstein oder gebranntem Material errichtet. Nachweislich die Alte Burg in Straupitz, also die Vorgängerin des Schlosses bzw. der Von-Houwald-Grundschule, wurde massiv aus Ziegelsteinen erbaut. Bei der Errichtung der Schulturnhalle 1975 und beim Abriss des Schulergänzungsbaus 2008 kamen riesige Gründungsfindlinge bzw. Ziegelsteine dieses mittelalterlichen Gebäudes zum Vorschein.
Die Bevölkerung nutzte damals das reichlich vorhandene Holz, Lehm, Stroh, Schilfrohr und Naturstein zur Gründung als Baumaterial. Es wurde hauptsächlich in Schwellen- bzw. Balkenbauweise gearbeitet. Einige dieser Gebäude erhielten einen dicken Überputz aus Lehm, der meistens farbig gestaltet war. Auch die Bedachung der Wohnhäuser, Stallungen und Scheunen bestand fast durchweg aus Stroh, Schilfrohr oder Holzschindeln. An den Dachgiebeln waren meistens hübsch verzierte Windlatten angebracht, die sich in den Orten unserer Gegend von unterschiedlicher Symbolik zeigten (siehe Aufstellung).
Doch die Zeiten änderten sich im damals sächsischen Markgraftum Niederlausitz. In den Feuerverordnungen des 18. Jahrhunderts legte man zum Beispiel fest, dass in der Stadt Lübben bis 1737 alle Dächer aus Schindeln, Stroh und Rohr zu beseitigen seien. In den Dörfern sollten die Konstruktionen mit gebrannten Dachziegeln und behandeltem Stroh, aber nicht mit Holzschindeln gedeckt werden, so eine Verordnung von 1781. Es wurde angeraten, die Strohdächer mit einer dicken Paste aus Lehm, Kaff (Getreidespreu) und Flachsstroh zu bestreichen, um sie noch feuerfester zu machen.
Spätestens mit der Errichtung der neuen Kirche 1658 durch Christoph von Houwald zog die Fachwerkbauweise in unserem Ort ein, denn die Fächer dieses Gotteshauses waren schon „mit Steinen ausgesetzet“.
Fachwerk auf den Gehöften des Ortes wurde sehr sparsam mit hölzernen Staken in den Fächern gefüllt, die mit einem Gemisch aus Lehm und Strohhäcksel verklebt wurden. Der große Fachwerkbau des herrschaftlichen Magazins, der Speicher, stellte im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts eine unverputzt ausgesteinte Variante dar.
Eine wesentliche Veränderung des Ortsbildes und eine Produktionserhöhung in den Ziegeleien in und um Straupitz bewirkten der Neubau des herrschaftlichen Schlosses in den Jahren 1795-98 und des architektonisch hochinteressanten Turmgebäudes 1805!
Das erste private aus Ziegelsteinen errichtete Wohnhaus entstand 1823 am Friedhofsweg. Der Ziegelsteinbau setzte seinen Siegeszug fort und erreichte mit der Ausführung der Schinkelkirche 1828–1832 einen besonderen Höhepunkt. Es folgten weitere herrschaftliche Gebäude wie die Gutsscheune und der Stall auf dem Gutshof vor 1844, der Voigt`sche Gasthof [Zur Linde] um 1844, der dreiseitige Schäfereikomplex um 1840, sowie viele private Bauten.
Das walte Gott, der helfen kann!
Mit Gott fang ich mein Arbeit an,
mit Gott nur geht es glücklich fort,
drum ist auch dies mein erstes Wort:
Das walte Gott!
1800 dem 10. May
Das ehemalige Gehöft Schobba-Schmidt in der Lübbener Straße im Jahre 1988. Man erkennt an dem Wohnhaus aus dem 17./ Anfang 18. Jahrhundert sehr gut, dass die alte Substanz durch den allmählichen Verfall der später angebrachten Ummauerung zum Vorschein kam und dem aufmerksamen Auge sein wahres Alter preisgab. Das Anwesen ist nicht mehr vorhanden.
Die Ummauerung war im späten 19. Jahrhundert eine in Straupitz gängige bauliche Praxis, um alte Substanz zu erhalten und "aufzuhübschen". Es sind nur noch sehr wenige Beispiele existent. (Stand 2016)
Bau-Beispiele aus Straupitz:
Raband & Urspruch
Ortschronisten und Heimatforscher