16. bis 18. Jahrhundert

Wappen derer von Wallwitz
Wappen derer von Wallwitz

Im Jahre 1578 erfolgte ein erneuter Besitzerwechsel. Joachim von der Schulenburg (1522-1594) erwarb Haus und Herrschaft mit allem Zubehör für 45 000 Thaler ein wichtiger heimathistorischer Meilenstein. Während der Besitz bisher immer nur mit „Sitz, Hoff und Dorff Straupitz mit Zubehör“ bezeichnet wurde, wird im Kaufvertrage von 1578 erstmals von „Hause und Herschafft“ gesprochen. Damit rückte Straupitz in die Reihe der Lausitzer Standesherrschaften ein.

 

Die weltliche Lebensführung derer von Schulenburg auf Straupitz und ihren anderen Gütern verursachte in den folgenden Jahren derart große Unkosten, dass sich schon der Enkel des Käufers gezwungen sah, die Herrschaft im Jahr 1615 für 75 000 Meißnische Gulden an Georg von Wallwitz zu verkaufen.

 

Der große Straupitzer Brand im September des Jahres 1624 vernichtete die Kirche, das Schul- und Pfarrhaus sowie 12 Behausungen. Das Feuer soll in der Malzdarre im Kruge, also dem Gasthaus, ausgebrochen sein, welches sich ungefähr dort befand, wo heute das Wohnhaus der ehemaligen Gärtnerei steht. Eine Vermutung, es könnte sich vielleicht um einen kriegerischen Akt des damaligen Dreißigjährigen Krieges (16181648) gehandelt haben, kann so gut wie ausgeschlossen werden.

 

In dem Lehnbrief des Erbvergleichs vom 2. September 1629, welchen Nicol von Wallwitz mit seinen zwei Neffen schloss, wird Straupitz zum ersten Mal Marktflecken genannt.

 

Im Jahre 1637 rückte unsere Heimat doch noch in den Fokus der verheerenden Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges (16181648). Mit einer größeren Streitmacht lieferte sich Johan Baner (15961641) auf dem schmalen Damm zwischen dem Großen und dem Kleinen Mochowsee, von den kaiserlichen Truppen unter General Matthias Gallas (15881647) seit Torgau verfolgt, ein bedeutendes Gefecht. Baner entkam in Richtung Frankfurt an der Oder.

 

Zum Juli des Jahres 1655 kaufte der General Christoph von Houwald (16011661) die Herrschaft Straupitz, und seine Familie sollte für die kommenden 290 Jahre im Besitz dieser bleiben. Seine ersten Arbeiten waren der Wiederaufbau des von den Truppendurchzügen und Einquartierungen des Dreißigjährigen Krieges arg geprüften Besitzes. In Straupitz wurden das 1624 abgebrannte Schulhaus und ab 1658 die ebenfalls flammengeraubte Kirche wieder errichtet.

Nach seinem Tode im Jahr 1661 übernahm sein Sohn Wilibald von Houwald (16421717) die Herrschaft Straupitz. Des Sohnes Hauptaugenmerk lag auf der Fertigstellung der neuen Straupitzer Kirche, welche im Jahre 1680 vollendet wurde. Eine wirtschaftliche Blütezeit begann.

 

„Das ganze Schloßgebiet wurde mit einer steinernen Mauer umgeben, der Graben davor verbreitert, vertieft und mit Holz verschalt, über der Einfahrt ein gewölbtes Tor und daneben ein Wächterhaus errichtet, die Wirtschaftsgebäude auf allen Vorwerken wurden in Stand gesetzt, in Straupitz ein Pottaschehaus geschaffen, das abgebrannte Vorwerkshaus in Byhlen wieder aufgebaut, im Spreewalde die Waldmühle ganz neu gebaut, Wall, Graben und Zugbrücke daselbst erneuert, die Vorwerke Kockainz und Horst geschaffen, Teiche und Weinberge angelegt und verbessert, in Byhlen das Winzerhaus und die Weinbergpresse neu eingedeckt und vieles andere…“                         

(Albrecht von Houwald)


Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Herrschaftsgebiet mehrfach von schweren Unwettern und Hagelschäden heimgesucht, so in den Jahren 1665, 1681 und 1685.

 

Der Straupitzer Brand in der Marterwoche 1694 (vor Ostern), welcher im Lossack`schen Grundstück (gegenüber der Kleinen Schule) ausgebrochen war, zerstörte das Pfarrhaus bis auf die Grundmauern. Wilibald von Houwald ließ es noch im selben Jahre wieder errichten.

 

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde unser Gebiet wiederum schmerzlichen Prüfungen unterzogen. Während des Großen Nordischen Krieges (17001721) belasteten Hin- und Rückzüge bzw. rigorose militärische Abgabenforderungen und Einquartierungen die Einwohner sehr. Besonders die Zeit des polnischen Kriegsschauplatzes (17021706) brachte den Menschen viel Leid.

 

Das erste Siegel von 1750.
Das erste Siegel von 1750.

Seit dem Jahre 1750 trägt das Dorff Straupitz sein eigenes Siegel. Es stellt im Zentrum einen Baum auf einer Wiesenfläche dar. Links und rechts wird dieser Baum von jeweils drei Kornähren flankiert. Diese Symbolik spiegelt das Vorkommen der mächtigen Eichen und den vorrangig betriebenen Feld- und Ackerbau zu dieser Zeit wider. Später gab es diese Anordnung ebenso als Wappen mit heraldischen Farben gefüllt.

 

Einhundert Jahre waren seit der Errichtung der neuen Straupitzer Kirche ins Land gegangen. Pfarrer Johann Crecov verfasste 1758 aus diesem festlichen Anlass eine kleine Festschrift, und es wurde zusammen mit der Gemeinde und der Herrschaft eine würdige Andacht im Gotteshaus gehalten.

 

Von der großen Schlacht bei Kunersdorf 1759 zog das Heer des geschlagenen Preußenkönigs Friedrich des Großen (17121786) durch die Herrschaft Straupitz. Der König soll im September 1759 für mehrere Tage Quartier in der Waldower Mühle genommen haben. Noch viele Jahre danach sorgte der Stuhl, auf dem er in dieser Zeit gesessen hatte, für Bewunderung und Aufsehen bei der Bevölkerung.

 

Reste der originalen Friedhofsmauer 1988.
Reste der originalen Friedhofsmauer 1988.

Starke Widersprüche und Missfallen bei den Straupitzer Einwohnern löste 1775 eine Entscheidung der Herrschaft unter Gottlob Carl Wilibald von Houwald (1739–1799) aus. Dieser ließ den Friedhof, welcher die Kirche umgab, an einen neuen Platz verlegen: links auf den Hügel am Ortsausgang nach Byhleguhre (heutiger Alter Friedhof). An dieser Stelle stand aber bis zu den 1770er Jahren der Galgen, an dem als letzte Verurteilte eine Frau starb, die ihr Kind tötete. Es gab ein großes Hin und Her mit dem ersten Begräbnis auf dem neuen Platz. Schließlich ging es soweit, dass die Familie des Bestatteten die Leiche des nachts heimlich der Grube entnahm und eigenmächtig wieder auf dem angestammten Terrain an der Kirche eingrub. Dieses Prozedere wiederholte sich wohl einige Male, bis ein zweiter Leichnam der neuen Erde übergeben wurde. Es war Ruhe eingekehrt, denn es hieß, nun brauche sich der erste nicht mehr fürchten… Die Herrschaft ließ in der Mitte des Terrains eine kleine Fachwerkkapelle mit Türmchen bauen und das Grundstück mit einer steinernen Mauer umgeben. Auch Gottlob Carl Wilibald von Houwald wurde nach seinem Willen auf dem von ihm angelegten Friedhof im Jahre 1799 bestattet.

 

Schloss Straupitz 1897.
Schloss Straupitz 1897.

Mit der Zeit war die Alte Burg in Straupitz zu eng, feucht und baufällig geworden, so dass sich Gottlob Carl Wilibald von Houwald (1739–1799) im Jahre 1795 entschloss, sie abzureißen und ein neues Gebäude errichten zu lassen. Die Arbeiten an dem Bau zogen sich bis 1798 hin, ein Jahr später starb der Standesherr. Die endgültige innere Fertigstellung des Schlosses erfolgte erst 1800 unter seinem Sohn, Karl Heinrich Ferdinand von Houwald (1773–1832).

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher