Schlosspark Straupitz

Der 1905 angelegte Straupitzer Schlosspark, um 1910.
Der 1905 angelegte Straupitzer Schlosspark, um 1910.

 

Mit dem Bau des neuen Straupitzer Schlosses, das 1798 fertiggestellt wurde, wurde auch dessen Umfeld neu gestaltet. Entsprechend dem Geschmack der Zeit ließ man auf einer Fläche von etwas mehr als 1 Hektar einen Garten im Stil des englischen Landschaftsgartens anlegen. Noch heute zeugt eine imposante Platane, gleich neben dem Schloss, von dieser einst mit Rasenflächen, geschwungenen Wegen, Blumenbeeten, Ziergehölzen und Figurenschmuck ausgestatteten Gartenanlage (heute Schulhof).

 

Der eigentliche Schlosspark wurde erst viel später als der Schlossgarten angelegt und muss als Erweiterung desgleichen verstanden werden. Er ist mit einer Fläche von circa 14 Hektar deutlich größer und ist Christoph-Heinrich Ernst von Houwald (1879–1941) zu verdanken, der die Herrschaft Straupitz im Jahre 1903 übernahm. Bereits zwei Jahre nach seiner Übernahme der Herrschaft entstand auf einer weiten Wiesenfläche südöstlich des Schlossgartens ein völlig neu angelegter Landschaftspark, der das Straupitzer Schlossareal deutlich erweiterte.

 

Der Straupitzer Schlosspark auf dem Messtischblatt von 1924.
Der Straupitzer Schlosspark auf dem Messtischblatt von 1924.

Die Gestaltung des Parks ist vor allem durch die fünf unterschiedlich großen Teiche (darunter ein großer Inselteich) geprägt, die alle durch kleine Fließe miteinander verbunden sind. Aufgrund ihrer ausgebuchteten Uferlinie können die Teiche nie vollständig überblickt werden, was in Kombination mit den Gehölzpflanzungen für spannungsreiche Parkszenerien sorgt und das Areal weitläufig erscheinen lässt. Die ursprüngliche Gehölzstruktur des Parks zeichnet sich durch einen nahezu geschlossenen Gehölzgürtel am Rand der Anlage aus, der sich nach innen in unterschiedlich große, teils kreisrunde (Clumps) Gehölzpartien und Solitärbäume auflöst. Dazwischen liegen die Teiche und Wiesenflächen, über die wichtige Sichtachsen verlaufen. Die bedeutendsten Bezugspunkte für Blickbeziehungen zwischen dem Park und seiner Umgebung stellen die markante Straupitzer Dorfkirche mit ihren beiden Türmen und das Schloss dar, aber auch Blicke auf die angrenzenden Spreewaldwiesen, auf denen sich vereinzelt Gehölzgruppen oder Solitärbäume zeigen, wurden bewusst in die Gestaltung eingebaut. Im Park selbst sind es vor allem die Brücken, die zu den besonderen Blickfängen gehören und gleichzeitig selbst  einen attraktiven Aussichtspunkt darstellen. Originale Brücken sind heute nicht mehr erhalten. Ebenfalls nicht mehr vorhanden sind ein Bootshaus und ein Badehäuschen, die einst weitere Kleinarchitekturen im Park darstellten.

Der Verlauf des ursprünglichen Wegenetzes der Anlage ist heute noch größtenteils erhalten. Die Wege folgen einer geschwungene Linienführung und gabeln bzw. kreuzen sich an zahlreichen Stellen, so dass abwechslungsreiche Spaziergänge im Park möglich sind und immer wieder neue Szenen erblickt werden können.

 

Insgesamt kann der Aufbau der Parkanlage noch den Gestaltungsprinzipien der Lenné-Meyerschen Schule zugeordnet werden. Als landschaftlich gestalteter Garten, der sich insbesondere durch seine Gewässer auszeichnet, fügt sich der Schlosspark harmonisch in die ihn umgebende Spreewaldlandschaft ein.

 

Früchte des Baumwürgers.
Früchte des Baumwürgers.

Der Gehölzbestand des Parks setzt sich aus vielen verschiedenen, heimischen und nicht heimischen Gehölzen zusammen. Die Hauptbaumarten bilden Hainbuche, Rot-Buche, Stiel-Eiche, Rot-Eiche, Gemeine Esche und Schwarz-Erle. Außerdem findet man häufig Sommer-Linden, Berg-Ahorne und Flatter-Ulmen. Vereinzelt zeigen sich auch Rosskastanien und Feld-Ahorne. Als Koniferen kommen die Gemeine Fichte, Weymouths-Kiefer und Schwarz-Kiefer vor. Auch einige botanische Besonderheiten sind bei den Bäumen bis heute erhalten geblieben. Dazu gehören ein Silber-Ahorn, einige Rot-Eschen, ein Rotdorn und eine Gruppe aus Abendländischen Lebensbäumen. Vermutlich gab es zu Zeiten der Houwalds noch viel mehr botanische Besonderheiten im Park, so gibt es unter anderem Hinweise darauf, dass auch Blut-Buchen und Silber-Pappeln Verwendung fanden. In der Strauchschicht kommen typische Parksträucher wie zum Beispiel Gewöhnlicher Pfeifenstrauch, Gewöhnliches Pfaffenhütchen und Alpen-Johannisbeere vor. Besonders auffällig ist der Rundblättrige Baumwürger (Celastrus orbiculatus) – ein aus Asien stammender Kletterstrauch, der im Straupitzer Schlosspark seinem Namen außerordentlich gerecht wird. Zahlreiche Bäume werden von ihm umschlungen und teilweise massiv gewürgt. Im Herbst zeigt der Baumwürger einen attraktiven Fruchtschmuck.

 

Der Straupitzer Schlosspark heute.
Der Straupitzer Schlosspark heute.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf einer großen Wiese im südlichen Teil des Parks ein Sportplatz errichtet. In den folgenden Jahrzehnten führten im Schlosspark Vernachlässigung, unzureichende Pflege und unsachgemäße Eingriffe dazu, dass der wertvolle Gehölzbestand stark verwilderte und nachhaltig geschädigt wurde, so dass sich die historischen Raumstrukturen heute nur noch schwer ablesen lassen.

Heute wartet die Anlage darauf, mit viel Feingefühl und Sachverstand wiederhergestellt zu werden, damit eines Tages ihr spannungsvolles Wechselspiel aus Teichen und Fließen, Gehölzpartien und Solitärbäumen, Wiesen und kleinen Lichtungen wieder zur vollen Geltung kommen kann.


Gastbeitrag von Christoph Haase

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher