Mühlen in und um Straupitz

Straupitzer Windmühle von 1850, um 1900.
Straupitzer Windmühle von 1850, um 1900.

Windmühle

Wann es die erste Windmühle in Straupitz gegeben hat, ließ sich bisher noch nicht genau feststellen. Die Ortschronik nennt das Jahr 1640. Damals stand die Mühle auf dem Weinberg, welcher sich links am Ortsausgang nach Byhleguhre erhebt. Um 1650 soll sie durch Weisung der Herrschaft derer von Wallwitz an den noch heute existenten Standort am „Laasischen Wege“ umgesetzt worden sein. Diese Mühle bestand aus Holz in der Form eines sogenannten Windbocks. Da sie herrschaftliches Eigentum war, wurden die Windmühle und das dazugehörige Wohnhaus mit Gärtchen an verschiedene Windmüller verpachtet.

Eine Akte aus dem Jahre 1682 welche eine Pachtübergabe der Straupitzer Windmühle dokumentiert, gibt uns ein wunderbares Zeitcolorit des damaligen Zustandes der Mühle.

 

Inventarium daß bey Abzuge des gewesenen Windtmüllerß Godefriedt Rings haben sich bey hiesiger Windtmühlen befunden, undt dem jetzigen Windtmüller Hanß Curassen zum Tage Bartholomei 1682 übergeben worden.

Die Windt Mühle an Ihr selbst ist wohl gebauet, undt ganz gangbahr, undt diesen Sommer ein Neu Kamp Radt auch Welle darin gezogen, wobey ferner

An Handtwerks Zeug undt Hauß Rath,

 

grosser Hanffener stein reiff

Neuer Mehl Kasten, ohne Eysen,

Alter Abwez Kasten, mit Eysern Bender

undt Überwürffe

Hanffener Preß reiffe

ganz neu gemachtes Kamp Radt mit 2 starken Eyseren Ringen auff dem Getriebe.

fertiger Rumpff undt Schuh, darin daß Korn so gemahlen, geschüttet wirdt,

 

Die Mühlensteine, welche durch den Waldt = Windt = Laasischen Müller besichtiget und gemessen sindt …

Daß Wohnhauß bey der Windtmühle ist gleichfals … guttem … , ganz gutt von Dach undt fach auch gutten Schwellen

 

In der Stuben sindt 3. Kleine gläserne fenster, darinnen 3 Scheiben geknickt

Zwey Alte gemeine Benke in der Wohnstuben,

Eine Alte Offen Bank,

Die Stuben Thier, mit 2 Eysern Bender der Riegell von Holz

Die Hauß Thier mit 2 Eysern Bender

Ein Kacheloffen Von weissen Kacheln guth undt unlengst gesetzet,

Die Cammer Thier alt undt ohne Bender,

Eine Alte Thier unterm Boden mit 2 kleinen Bendern,

Der Lauftrieb der Mühlenstein ist ganz abgenuzt undt muß so forth ein Neuer hingeschafft werden

 

Straupitz am Tage Bartholomei [24. August] 1682

(Quelle: BLHA-Potsdam)

 

Lübbener Kreis- und Intelligenzblatt 1850.
Lübbener Kreis- und Intelligenzblatt 1850.

Die Familie Nitschke hatte die Windbockmühle etwa ab Mitte der 1680er Jahre bis 1780 in Erbpacht. 1850 brannte dieser Windbock ab und wurde im gleichen Jahre durch den Müller Gottfried Nitschke durch eine aus Ziegelsteinen errichtete Holländer-Windmühle ersetzt.

Lassen wir den alten Windmüller Franz Nitschke (1858-1933) aus seinen Erinnerungen berichten:

„Die Familie Nitschke ist nach meines Großvaters Erzählungen um das Jahr 1680 aus Ungarn nach Mochow gekommen, es waren zwei Brüder, der Eltere war Brauer und Brenner, welcher in Mochow verblieb, da er sich in das dortige Kruggut einheiratete…

Der zweite Bruder war der Stammvater von meinem Geschlecht, derselbe war Müller, Bäcker war erst etliche Jahr in Mochow Müller, da es dort eine Wassermühle nebst einen Windbock zu bearbeiten gab, doch dieses der Herrschaft Straupitz gehörte und verpachtet war.

Da um das Jahr 1683 bis 84 die Bockmühle nebst Bäckerei in Straupitz frei wurde, so pachtete er dieselbe auf Erbzins bis 1780; lt. Grundbuch Acten ist die Mühle 1780 Eigenthum geworden, doch vorher hat der Herr Graf dieselbe versetzt und zwar: Von Weinberg die Hälfte Kirchhof wurde dieselbe weggerissen und an den jetzigen Stand hingesetzt, dieselbe brandte 1850 nieder und darauf wurde von meinen Vater ein Hollander hingebaut. 1880 [1881] und 1910 wieder abgebrand und aufgebaut…“

(Original: Dorfchronik-Staupitz)

 

Das alte Müllerhaus in der Laasower Straße, 1921.
Das alte Müllerhaus in der Laasower Straße, 1921.
Windmühle um 1920.
Windmühle um 1920.

Der Mühlbetrieb wurde 1885 auf eine Sägemühle und Anfang des 20. Jahrhunderts auf ein drittes Gewerk, eine Oelmühle, erweitert. Ab Mitte der 1960er Jahre ließ die Nutzungsintensität nach, bis die Mühle 1988 schließlich durch Verkauf in Staatshand gelangte. 1998 wurde die Mühle durch einen staatlichen Verwaltungsakt der Gemeinde Straupitz als quasi Schenkung zugeordnet. Unter der Leitung des ehemaligen Straupitzer Lehrers Klaus Rudolph wurde die schon arg durch Verfall geprüfte Mühle 1994 im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aus ihrem Schlaf gerissen und nach und nach durch viele Helfer und unermüdliche Arbeit fachkundig restauriert.

 

Heute produzieren wieder alle drei Gewerke und die Straupitzer Mühle ist ein Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.

Schneidemühle

Ebenso gehörte zur Herrschaft Straupitz die sogenannte Schneidemühle, welche zwischen Straupitz und Byhleguhre gelegen, die Wasserkraft des Schneidemühlfließes zum Antrieb nutzte. Ihre Existenz als „Breth- und Schneidemühle“ ist seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar, sicher aber noch älter. Durch die fortschrittlichen Siedlungsbestrebungen von Gottlob Carl Wilibald von Houwald (1739-1799) entstand im 18. Jahrhundert um die Mühle herum die kleine Ansiedlung Mühlendorf. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts entstand eine neue Mühle, bei deren Bau das Material der Alten verwandt wurde. Das Mühlrad betrieb außer der Schneide-, auch eine Ölmühle. Anfang der 1890er Jahre wurde die Mühle abgerissen und nicht wieder aufgebaut.

 

Buschmühle

Tief in den dunklen Erlen- und Eichenwäldern der südlichen Straupitzer Gemarkung versteckt, arbeitete die sogenannte Busch- bzw. Waldmühle.

Ihre Existenz ist durch einen Urkundeneintrag aus dem Jahre 1638 zwar belegt, aber ihr Mühlenwerk tat sicher schon weitaus früher seine Arbeit.

 

Straupitzer Buschmühle, Gemälde von Walter Moras, um 1910.
Straupitzer Buschmühle, Gemälde von Walter Moras, um 1910.

Ihre Wirtschaftlichkeit wurde durch den Standesherr Wilibald von Houwald (1642-1717) gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch einen Neubau des Mahlgebäudes und weiterer Verbesserungen stark beeinflusst. Um 1827 wurde diese Mühle abgetragen und wiederum neu erbaut. Die zwei heute noch existenten Gebäude, wovon eine die Pension „Straupitzer Buschmühle“ beherbergt, stammen noch aus jener Zeit, wo die Mühle den schönen Beinamen „Waldknecht“ hatte.

Das Mahlgebäude wurde Ende der1920er Jahre wiederum abgetragen und dafür eine moderne Gastwirtschaft errichtet, welche im Mai 1942 ein Raub der Flammen wurde.

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher