Ein heftiger Streit

In unserem Ort wurden regelmäßig Märkte durchgeführt. Ein besonderer Höhepunkt war der herbstliche Michaelismarkt. Auf dem damaligen Veranstaltungsplatz in der Dorfmitte kam es zum Beginn der 1920er Jahre zu einem verhängnisvollen Vorfall…

 

Sanitätsrat Dr. Strehle, Oberstabsarzt d.R.a.D, 1931.
Sanitätsrat Dr. Strehle, Oberstabsarzt d.R.a.D, 1931.

 

Am frühen Nachmittag beim Michaelismarkt hatte eine Gruppe junger Männer schon dem Alkohol zugesprochen und es gab vor dem Gasthof „Carl Mattern“ eine Plänkelei. Schon erschien der Gendarm am Ort des Geschehens und wollte den Streit schlichten. Während sich die meisten Männer entfernten, zog einer seine Jacke aus und machte Front gegen den Gendarmen, welcher daraufhin seinen Säbel zog. In seiner Trunkenheit hatte er dem Beamten die Waffe weggenommen und über seinem Knie zerbrochen. Daraufhin alarmierte man den zweiten Gendarmen, der den jungen, volltrunkenen Burschen sofort anging und ihm die flache Klinge seines Säbels über den Kopf schlug. Daraufhin wurde der junge Mann fast zur Raserei getrieben und in diesem Affekt passierte das bedauerliche Unglück* Durch einen Hieb war seine Hand vom Arm abgetrennt und fiel zu Boden.

 

Der Getroffene schrie vor Schmerzen, Blut schoss aus der Wunde. Beherzte Männer versuchten die Schlagader abzudrücken, um den Blutverlust in Grenzen zu halten.

 

Sanitätsrat Dr. Strehle, der kurze Zeit später am Unglücksort eintraf, versorgte die Wunde fachmännisch. Auch Amtsvorsteher Schuster war inzwischen herbeigeeilt. Als ranghöchste Amtsperson ordnete er an, den Verletzten sofort ins Krankenhaus nach Lübben zu transportieren. Der Fuhrmann Paul Fauß erhielt daraufhin den Auftrag anzuspannen und den Transport auszuführen. Der Verletzte wurde auf den Wagen gesetzt und eine schmerzstillende Beruhigungsspritze zeigte erste Wirkung. Die abgetrennte Hand wickelte Dr. Strehle in Zellstoff und schickte sie mit ins Krankenhaus. Um den Transport ordnungsgemäß zu führen musste einer der Straupitzer Schöffen den Fuhrmann Fauß auf dieser Fahrt begleiten. Der Verletzte wurde dann im Lübbener Hospital behandelt, hatte aber für den Rest seines Lebens nur eine Hand.

* Aussage eines Zeugen des Vorfalls, 1992.

 

 

Helmut Klinke (1930-1998)

 

 

Weitere Recherchen ergaben den Zeitraum dieses Vorfalles in „Tägliches Kreisblatt für Beeskow-Storkow“ vom 22. Oktober 1924. Hierbei wird die Notwehr des Gendarmen dargestellt: „Der hinzukommende Oberlandjäger aus Neu Zauche, der die Streiter auseinander bringen wollte, bekam plötzlich von einem derselben Messerstiche versetzt und als er in seiner Notwehr von seinem Seitengewehr Gebrauch machen musste, wurde dem betreffenden Messerhelden von der herumfuchtelnden Waffe die linke Hand vom Arme getrennt. …“

 

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher