Zwei Jahre nach der Weihe unserer Kirche bekommt man durch die Schilderung des Dresdner Stadt- und Landboten ein interessantes journalistisches Zeitcolorit zu unserem Gotteshaus.

 

 

Die neuerbaute Kirche zu Straupitz bei Lübben in der Niederlausitz

 

Schon im Jahre 1826 ward die Aufführung dieses Kirchenbaues, unter besonderer Mitwirkung und Hilfe des Kirchenpatrons, Freiherrn von Houwald, beschlossen. Der neue Tempel sollte in einem einfachen, aber der Würde seiner Bestimmung angemessenen Styl aufgeführt werden. Der Raum wurde, nach Verhältnis der Seelenzahl des Kirchspiels von 2682 Seelen, auf 1700 Personen berechnet, die nöthigen Baumaterialien besorgt und der approbirte Riß zu dem Gebäude vom Königl. Preuß. Ober=Baurath Schinkel eingesandt. Verschiedene Hindernisse verschoben jedoch den Anfang des Baues bis zum 2ten Mai des Jahres 1828, wo der Grundstein dazu gelegt wurde, nachdem man den Sonntag nach Ostern, als den 13ten April, zum letzten Male Gottesdienst in der alten Kirche, mit deren Abtragen den folgenden Tag der Anfang gemacht wurde, gehalten hatte.

Die Arbeit wurde bis in den Spätherbst fortgesetzt, und, nachdem die Mauern zu einer bedeutenden Höhe aufgeführt waren, für dieses Jahr beschlossen. Den 7ten April 1829 wurde die Arbeit wieder begonnen, und mit desto freudigerer Hoffnung und Muth fortgesetzt, da des Königs Majestät, welche Alles fördert, was die Wohlfahrt ihrer Völker, und besonders den religiösen Sinn bezweckt, den Gemeinden, die sich ihm mit der erfurchtsvollsten Bitte, um einige Unterstützung genähert hatten, ein Geschenk von zwei tausend Thalern zur Beihilfe allergnädigst bewilligte. Da jedoch verschiedene Hindernisse eintraten, so musste das Richten des Gebäudes bis zum folgenden Jahre verschoben werden.

Nach mancherlei Unterbrechungen ward endlich der Bau im Jahre 1831 vollendet und den 3. August, als am Geburtstage Sr. Maj. Des Königs von Preußen, die Aufrichtung der Kreuze auf den Thürmen gefeiert. Vollendet bis zu seinen Zinnen, steht nun der neue Tempel da. Dieselbe hohe Einfachheit und Würde, die in seinem Aeußern den erhabenen Zweck bezeichnen, sind in seinem Innern vereint. Vom Altar her wird uns ein Christusbild unter den Bildern einiger seine ersten und treuesten Verehrer als mahnendes Vorbild entgegenstrahlen-ein Geschenk des jetzigen Kirchenpatrons, von der Meisterhand des Königl. Sächs. Galerie=Directors und Professors Mathäi zu Dresden-und eine reiche, dem Ganzen entsprechende Bekleidung, von der Frau Gemahlin des Herrn Kirchenpatrons aus ihren Mitteln in frommem Sinne dargebracht, schmücken Altar, Kanzel, Tauftisch und die beiden herrschaftlichen Logen.

Die Orgel steht bereit, die lauten Gefühle des Dankes und der Erhebung zu dem hinauf zu geleiten, der das Gedeihen zu diesem Unternehmen gab. Nun sey unser angelegentlichstes Geschäft das, wozu uns die Inschrift über dem Eingange unserer neuen Kirche: „Lobet den Herrn in seinem Heiligthume! Lobet ihn in der Veste seiner Macht! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Halleluja!“ auffordert.

 

Blick vom rechten Kirchturm nach Südosten, 2007. (Photo A. Urspruch)
Blick vom rechten Kirchturm nach Südosten, 2007. (Photo A. Urspruch)

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher