Förster Feuerstock

 

Schon als interessanter Beitrag in der Berliner Gartenzeitung gebracht, veröffentlichte auch das landwirtschaftliche Wochenblatt in Bayern Oberförster Feuerstocks hochinteressante Forschungen.

Ein kleiner lokaler Meilenstein zur vorindustriellen Holznutzung.

Herr Oberförster Feuerstock war herrschaftlicher Forstbeamter und oft Gast im kulturellen Kreise der Familie von Carl Christian Schmalfuß (1764-1833).

 

Gelungene Methode der Vermehrung der Nadelhölzer durch Stecklinge.

 

(Vom Oberförster Hrn. Feuerstock zu Straupitz bei Lübben).

 

Seit dem Jahre 1825 habe ich, heißt es in der Berliner Gartenzeitung, Versuche gemacht, Nadelhölzer durch Stecklinge zu erziehen. Dieses ist mir mit der Fichte (Pinus Picea) gelungen. Ich gieng dabei auf folgende Weise zu Werke. Im März besagten Jahres schnitt ich von Fichten, die zum Verpflanzen bestimmt waren, Aeste von 18 Zoll Länge, welche die Triebe von 4 Jahren enthielten, ab, steckte sie bis zur Hälfte ihrer Länge mit ihren Nebenzweigen in die Erde. Im Juni ward ich gewahr, daß sie anfiengen zu wachsen. Im folgenden Jahre bildeten sich schon die Wüchse, welche anzeigten, daß es gerade Bäume werden wollten; die sogenannten Wipfel trieben 4 Zoll lang, und in den folgenden Jahren waren die Triebe 6 bis 7 Zoll lang.

 

Obgleich diese Stecklinge in den Jahren 1830 und 1831 von den Hasen fast gänzlich abgenagt wurden, so daß ich an ihrem Fortkommen verzweifelte, so schoben sie doch im Frühjahre 1831 unter den abgenagten Aesten junge Triebe hervor, und bildeten sich wieder zu Bäumchen, wovon das größte 3 Fuß 9 Zoll, die übrigen 2 Fuß 4-6 Zoll haben, und ich hatte die Freude, alle Stecklinge vom Jahre 1825- es waren 14 Stück- gedeihen zu sehen.

 

In den folgenden Jahren habe ich mit jüngern- zwei bis dreijährigen- Trieben dieser Holzart Versuche gemacht, die mir ebenfalls geglückt sind. Sogar Triebe von 6- 8 Wochen alt hatte ich als Stecklinge benutzt, die sich nun schon zu Bäumen bilden. Diese Seitentriebe hatte ich von ihrem Zweige nicht abgeschnitten, sondern abgerissen, damit die Knospe, die sich im vorigen Jahre gebildet hatte, und aus der sie hervorgegangen waren, so wie auch etwas hartes Holz daran blieb.

 

Mit jungen Trieben, ungefähr 8 Wochen alt, ohne altes Holz daran zu lassen, habe ich ebenfalls Versuche gemacht, wovon mehrere zu wachsen angefangen haben. Da diese Versuche aber noch zu neu sind, so ist der Erfolg noch abzuwarten.

 

Alle diese Stecklinge bekamen im ersten Jahre keine Wurzeln, sondern es bildete sich um den Knoten oder Abschnitt eine Harzwulst, aus der im folgenden Jahre die Wurzeln hervorkamen, und sich in den nachfolgenden Jahren weiter ausbildeten. Diese und mehrere Versuche haben mich belehrt, das ein mit Lehm vermischter Sandboden, und ein- wenigstens in den ersten Jahren- beschatteter Stand dem Gedeihen dieser Stecklinge am zuträglichsten ist. Ein von Natur fetter oder gedüngter Boden bewährte sich durchaus nicht als angemessen; der Wuchs blieb schlecht und kümmerlich, und die meisten Stecklinge vertrockneten. Nach dem Einsetzen der Stecklinge legte ich Gras oder kleine Zweige von Kiefern oder Fichten dicht um dieselben, in verhältnismäßiger Höhe bis an 4 Zoll, um sie vor dem Austrocknen zu schützen, und habe dadurch das Fortkommen gesichert.

 

Von den ersten Stecklingen habe ich einige nach 3 Jahren verpflanzt, und kann versichern, daß nicht einer davon eingegangen ist; auch zeigen sie einen freudigern Wuchs, als andere, die aus dem Samen erzogen, und mit Ballen verpflanzt worden.

 

Diese Methode scheint vorzüglich für Forst=Culturen geeignet zu seyn, indem dadurch Blößen, felsige und Gebirgsgegenden sicherer kultivirt werden können, als solches durch Samen, wo oft Fröste und andere Zufälle ungünstig einwirken, geschehen kann, und es ist wohl zu erwarten, daß bei fortgesetzten Versuchen dieser Art sich noch mehr Vortheile und Vorzüge dieser Culturart gegen die gewöhnliche Aussaat hervorthun werden. Besonders läßt sich ein mehrjähriger Gewinn mit Gewißheit erwarten, wenn die Erfahrung diese Methode in den Forsten auch hinsichtlich des Kostenverhältnisses im Großen als anwendbar bewährt haben wird.

 

Die Monate März, August, September, Oktober habe ich zu dieser Culturart vorzüglich günstig gefunden, auch im November und Dezember, wenn die Witterung günstig war und kein Frost einfiel, dergleichen Stecklinge mit gutem Erfolg eingesetzt.

 

Ob auch andere fremde und einheimische Nadelhölzer sich auf diese Weise vortheilhaft fortpflanzen lassen, darüber habe ich mir vorgenommen, noch sorgfältige Versuche anzustellen, und die Resultate treulich bekannt zu machen.

 

Unterschrift Feuerstocks, 1833. Rechnung fürs Ausheben von Birkenpflänzlingen aus "Davids Luge".
Unterschrift Feuerstocks, 1833. Rechnung fürs Ausheben von Birkenpflänzlingen aus "Davids Luge".

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher