Die große Kälte

Im Jahre 1740 wurde unsere Heimat in den Wintertagen durch eine unglaubliche Kälteperiode getroffen, von der ein Zeitungsbericht um 1940 erzählt und dazu einen Chronisten zitiert:

 

„In diesen Tagen erreichte die Kälte ihre größte Heftigkeit, indem der Spiritus bis 102 Grad (Fahrenheit) hinunter [ca. minus 40°C], in den gemeinen Thermometern aber ganz bis in die Kugel hineinfiel, selbige wohl auch noch gar zersprengte. Die Luft war von Eisteilchen so dick und beklommen, daß der Ton von den Glocken, auch anderes Getöse, ganz dumpfig und dunkel war. Das Erdreich war mehrere Ellen tief gefroren und im Anfang des Maien ging das Vieh noch über das feste Eis. Auf Wiesen und Äckern war das Eis um Johannis (24. Juni) nicht geschmolzen. […] Noch im März konnten die größten Wagen ohne Gefahr über das Flußeis fahren. Auch eine Menge Menschen sind erfroren […]. Im Gefolge der Kälte traten seltsame Krankheiten auf, darunter auch die Krummkrankheit, wobei sich Hände und Füße unter furchtbaren Schmerzen krampfhaft zusammenzogen, ein hitziges Fieber trat hinzu, und Mensch und Tier gingen ein. Bei den Haustieren ist die Kälte bis in die Eingeweide, in die Gebeine und das Mark gedrungen, hat die Lunge ganz verzehret und einem zerriebenen Erdenkloß ähnlich gemacht, das Gehirn wurde schließlich ganz schwarz.“

 

In dem Zeitungsbericht heißt es weiter: „Die Landwirtschaft wurde von diesem Winter so hart betroffen, daß im darauffolgenden Sommer eine Feldbestellung unmöglich war. Das Jahr blieb ohne Ernte, und dem Vieh, das noch am Leben geblieben war, ermangelte es an Futter und Stroh, so daß man die Strohdächer der Häuser abdecken mußte, um sie als Futter zu verwenden. Die Not nahm schließlich ein ungeheures Ausmaß an, so daß das Elend größer als in den schlimmsten Kriegsjahren war.“

 

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher