Tod des Generals

Nach nur sechsjährigem Wirken für die Herrschaft Straupitz verließen den General Christoph von Houwald im November 1661 allmählich die Lebenskräfte. Ein unglaublich bewegtes Leben, durch alle Gefahren der Zeiten hindurch, ging auf der Alten Burg langsam zu Ende. Der Straupitzer Pfarrer Lauriscus verfasste 1662 eine Denkschrift für den Toten und überließ somit der Nachwelt einen Blick auf das Scheiden dieses großen Mannes…

 

„Als aber die Kranckheit und Mattigkeit je mehr und mehr zugenommen, hat er, ehe und bevor er den leiblichen Artzt gebrauchet, seinen geistlichen und himmlischen Seelen Artzt Jesum Christum ersuchet, sich mit wahrer Reu und Leid seiner Sünden zum H.Abendmahl gefunden, und dasselbe auff dem Schloß am Michaelis Tage vor der Predigt mit hertzlicher Andacht kniend genossen, kaum aber so lange auff und angezogen seyn können. Nach dessen Gebrauch er sich denn selbst also tröstete: Nun dafür sey Gott Lob! nun werde ich wohl fahren, nach dem meine Seele versorget, und mit Gott vereiniget ist : Nun HERR, dein Wille geschehe.

 

Nach dem hat ers auch an leiblicher Artzney nicht ermangeln lassen, und erstlich den Herrn Medicum von Cotbuß, Herrn Polenium, hernach den Landesbestaldten Medicum, Herrn Licentiat Sturmen gebrauchet, welche mit allerhand kräfftigen Medicamentis der Natur zu Hülffe kommen, daß er gleichwohl noch täglich eine Stunde ab und zu hat auff sein können, also das man sich noch der Besserung getröstet. Als auch umb die Weinlese S.Hoch-Edelgeb. Gestr. der Herr Obrist, nebst dero Liebsten, Ihn als seine Hertzgeliebte Kinder ersuchet, hat er ihnen noch einige, wiewohl gar schwache Gesellschafft leisten und sie trösten und auffrichten können, daß sie auch selbsten die Besserung gehoffet haben.

Solche Zeit seiner erleidlichen Kranckheit, hat der Herr General meisten mit discuriren, lesen und beten zugebracht. Sintemahln er sein Gebeth- und Psalterbuch immer bey der Hand gehabt, auch die verdeutschten Locos Theologicos Philippi fast gantz durchlesen, auch weil ich täglich bey ihm gewesen, von Gott, von Christo, von der Rechtfertigung eines armen Sünders vor Gott, vom ewigen Leben viel draus moviret.

 

Drey Wochen ungefehr nach Michaelis hat die Kranckheit und Mattigkeit dermassen zugenommen, daß sich der Herr General sel. gantz legen müssen, und ob zwar der Herr Medicus Herr Licentiat Sturm, seinen grossen mögligsten Fleiß mit kräfftigen und herrlichen Medicamentis, an ihme gethan, hat es nichts verfangen wollen, sintemahl es doch wahr bleibet: Kein Kraut vorm Todt gewachsen ist, sondern von Tage zu Tage je länger je krafftloser worden, biß den 17. November.einem Donnerstag, 12.Tage vor  seinem sanfft und seligen Abschied, gegen Abend er bey ihme empfunden, daß ihn Gott aus diesem mühseligen und bösen Leben erlösen, und in sein ewiges himmlisches Reich versetzen werde. Fing derohalben an sein Hauß zubeschicken, und begehrte nochmahlen zu seinem letzten Zehrpfennig das Hochwürdige Nachtmahl, brachte Freytages und Sonnabends mit Gottseligen Gedancken, beten und lesen zu, und bekümerte sich umb nichts, als umb die nochmahle Versicherung seiner Seelen Seligkeit, empfing mit sehr hertzlicher und thränen voller gethaner Confeßion den 23. und letzten Trinit das heilige Abendmahl, und gab seinen Gott, was Gottes ist, die Seele, die Ihm Gott aus Gnaden geschencket hatte, vergab allen seinen Feinden hertzlich, und bat vor sie, daß sie Gott bekehren, und ja auch wie ihn zu Gnaden annehmen wolte.

 

General Christoph von Houwald.
General Christoph von Houwald.

Folgende Woche Mittwoch und Donnerstags machte er auch die Disposition seines gantzen Hauses, und schlos damit seinen zeitlichen Kummer, begehrte und fragte nach nichts mehr, als nach seinem Todten-Kleide, welches ihme verfertigt Sonnabends vor sein Angesicht muste gebracht werden. Nach solchen hat er zu Gott stündlichen geseuffzet, gebetet, von nichts als Göttlichen Dingen geredet, biß Dienstag den 29. Novembr. Morgends ich der Gewohnheit nach, das Morgen-Gebeth mit ihme zuhalten, zu ihm kommen, da dis sein erstes Wort war: Nun Gott Lob, heute werden wir von einander scheiden. Und nach gehaltenem Morgen-Gebeth, fieng er an sehr ernstlich biß auff den Schweiß zu beten. Weil er aber eine sehr unruhige Nacht gehabt hatte, schlummerte er in etwas, dadurch sich die Kräffte noch ein wenig erholeten. Fieng drauff wieder an sehr ernstlichen und andächtig zu beten, da wir denn Gegenwertige allerhand schöne Gebeth und Sprüche zu Gott geseuffzet haben.

 

Umb 1 Uhr begunte die Todes-Angst zukommen, da begehrte der Herr General sel. abermahl das liebe Gebeth, fieng an hertzlich zu Gott zu beten, und seine Seele in Gottes Hand zu befehlen, also daß ihm der kalte Schweiß außzubrechen begunte, den er abwischende sagte: Nun, Gott Lob, daß ist der letzte Schweiß, hub die Hände, das Haupt, ja so viel er vermochte den gantzen Leib in die Höhe, und betete in die 9. mahl nacheinander mit hocherhobenen Händen: Herr Jesu dir lieb ich, dir sterb ich, dein bin ich todt und lebendig. Sagte drauff: Nun rücket mich zu rechte, Gott wird bald kommen.

 

Fiengen drauff alle Bedienten, Diener und Anwesende zu beten, und die Zeit mit Thränen und Trösten biß gegen 3. Uhr zuzubringen. In dem kamen S. HochEdelgeb. Gestr. der Herr Obrist von der Lüttke, als sein Herr Schwieger-Sohn, mit dem Herrn von Bonnet, Churfl.Durchl.zu Brandenb. berühmbten Leib-Medico anhero, welche annoch der Herr General vernünfftig empfinge, die Frau Obristen als seine einige Hertzgeliebte Tochter, wie daß sie seinen elenden Zustand nicht wissen würde, betaurete und beklagte, auch vom Herrn von Bonnet eine köstliche Artzney annahme, und also ohn unser vermeynen im vollen Beten, ohn eintziges Zucken in unser aller Gegenwart seine Seele in Gottes Hände einliefferte den 19/29 Novemb. 3viertel auff vier Uhr nach Mittage. Seines Alters 60.Jahr weniger 12.Tage.

 

Nun sein Seel lebt ewig in Gott

Der sie allhier aus lauter Gnad

Von aller Sünd und Missethat

Durch seinen Sohn erlöset hat.

 

Wir gönnen dem Cörper in der Erden die sanffte Ruhe, und wünschen am Jüngsten Tage dem sel. Herrn Generaln eine fröliche Aufferstehung, uns aber allen solche sanffte Ruhe und zu seine Zeit solchen schönen Abschied. Welchen uns dermahleins verleihen wolle, Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist, umb des Mittlers JESU Willen, AMEN, AMEN."

 

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher