Schloss Straupitz

Die "Alte Burg" um 1670.
Die "Alte Burg" um 1670.

Der Ort Straupitz wurde 1294 erstmals urkundlich erwähnt. Ob es zu dieser Zeit schon einen befestigten Herrensitz gab, ist nicht mehr festzustellen. Ab dem 13. Jahrhundert saßen die Ilows auf Straupitz, die eine im sumpfigen Gelände errichtete burgähnliche Anlage bewohnten. Gefolgt von den Burggrafen von Dohna (1447–1578) und derer von Schulenburg besaßen die Herren von Wallwitz Straupitz 1615 bis 1655. Im selben Jahre kaufte der General Christoph von Houwald (1601–1661) die Herrschaft, welche bis zum Sommer 1945 im Besitz der Familie blieb. Die „Alte Burg“, Vorgängerin des heutigen Schlosses, ist im Hintergrund eines Gemäldes zu erkennen, welches Wilibald von Houwald (1642–1717), einen Sohn des Generals, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts darstellt. Turm und Zugbrücke zeigen mittelalterliche Züge, die Hauptgebäude dagegen die Prägung der Renaissance. Die Anlage war damals komplett von einem Wassergraben umgeben, der in Teilen noch heute erkennbar ist.

 

Die Gartenseite des Schlosses um 1900.
Die Gartenseite des Schlosses um 1900.


Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entsprachen die Gebäude nicht mehr den Anforderungen der Zeit, bzw. waren zu eng und baufällig. Gottlob Carl Wilibald von Houwald (1739–1799) entschloss sich, die "Alte Burg" abzutragen und ein neues Schloss im schlichten Stil mit klassizistischen Elementen zu errichten. Dies geschah in den Jahren 1795 bis 1798. Im Innern setzten sich die Arbeiten bis in das Jahr 1800 fort. Welcher Architekt mit der Bauausführung beauftragt wurde, ist bis jetzt leider nicht bekannt. Die Innengestaltung der Räume soll jedoch von namhaften Dresdner Künstlern ausgeführt worden sein.

Das Gebäude mit Mansardenwalmdach weist eine Grundfläche von 42 x 17 Metern auf. Im Kellerbereich besitzen die Mauern bis zu 55 cm Stärke. Das Schloss wurde komplett aus Ziegelsteinen der ehemaligen Straupitzer und weiterer in der Umgebung ansässigen Ziegeleien errichtet. Ein Dreiecksgiebel zur Gartenseite zeigte die Buchstaben GCWvH und die Jahreszahl MDCCXCVIII (1798). Zur damaligen Zeit beherbergte das Gebäude 20 größere und kleinere Räume und den großen Saal an der südöstlichen Gartenseite in der zweiten Etage. Im Keller waren die Schlossküche und Vorratsräume eingerichtet. Es gab auch viele farbliche Gestaltungen, zum Beispiel den Roten und Weißen Salon und ein herrlich bemaltes Gartenzimmer. Der Außenbereich an der Südostseite des Gebäudes wurde als reich geschmückter Pleasureground (Schlossgarten) angelegt. Ebenso wurde der beim Abriss der "Alten Burg" übrig gebliebene Eiskeller wunderbar mit Skulpturen umrahmt und in das Gestaltungsbild eingefügt.

 

Schloss Straupitz um 1910.
Schloss Straupitz um 1910.

 

Im Jahre 1884 übernahm Ernst Otto von Houwald (1844–1903) die Standesherrschaft Straupitz. Er veränderte das Schloss im Geschmack der Moderne. An der Eingangsseite wurden eine Rampe zur Anfahrt und ein Überdach erbaut. Außerdem ließ Ernst Otto von Houwald - unterstützt von vielen schmiedeeisernen Elementen – an der Gartenseite einen geräumigen Treppenaufbau, sowie einen Erkerbalkon errichten.

Nach dem Tode Ernst Otto von Houwalds übernahm dessen Sohn Christoph-Heinrich Ernst von Houwald (1879–1941) den Besitz. Unter seiner Federführung entstanden nach 1904 das prächtige Kutschentor, der eiserne Zaun und ab 1905 der Schlosspark. Außerdem verlieh er dem Gebäude wieder ein schlichteres Aussehen: Die Rampe an der Eingangsseite sowie der Erkerbalkon wurden bis 1912 abgetragen, der Treppenaufbau an der Gartenseite gekürzt und der Giebeleingang an der Nordostseite geschlossen.

 

Schloss Straupitz 2012.
Schloss Straupitz 2012.

 

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Lazarett genutzt, erlitt das Schloss trotz einiger Bombenabwürfe und Tieffliegerbeschuss in Gebäudenähe nur verhältnismäßig mittlere Schäden. Im Sommer 1945 und nach der Enteignung der Familie von Houwald waren im Anwesen Vertriebene untergebracht. Von Juni 1946 bis zum Sommer 1955 diente das Schloss als Kindergarten. Am 1. September 1955 begann der Unterricht der Mittelschule, die später durch die Polytechnische Oberschule abgelöst wurde. Das gesamte Interieur ist in den Nachkriegsjahren verloren gegangen. Die Außenfassade verfiel zusehends und wurde unter Vernachlässigung vieler stilistischer Elemente Anfang der 1970er Jahre erneuert – so verschwand zum Beispiel der Dreiecksgiebel an der Gartenseite. Im Zeitraum 1997 bis 2002 erfolgte eine grundlegende, denkmalgerechte Restaurierung des Daches und der Fassade. Heute ist im Schloss die Von-Houwald-Grundschule untergebracht.

 

Raband & Urspruch

Ortschronisten und Heimatforscher